Was hinterlassen wir?

Juni 27, 2018

Im Mai war ich mit Freundinnen ein paar Stunden in Salzburg und mein Weg hat mich auch in die Franziskanerkirche geführt, denn dort steht am Aufgang zur gotischen Kanzel ein romanischer Löwe aus dem 13. Jahrhundert, den ich schon mein ganzes Leben lang kenne.

In meiner Kindheit war ich mit meinen Eltern, meiner Omi und meiner Schwester jedes Jahr in Salzburg, um meine Urgroßtante Suse zu besuchen. Jedes Mal hat uns mein Papi auch zu diesem Löwen geführt und wir haben ihm über den Kopf und die Nase gestreichelt und ihm versprochen, dass wir wiederkommen. Dieses Familienritual hat mir die Sicherheit gegeben, dass alles so bleibt, wie es ist. Daran habe ich mich mit Wehmut, aber auch mit Freude wieder erinnert.

 

So viel hat sich seit damals, allein in meiner Familie, verändert: Tante Suse lebt schon lange nicht mehr und meine Omi auch nicht, dafür haben meine Schwester und ich wunderbare Partner gefunden und großartige Kinder bekommen. Das Leben geht weiter, es bleibt nicht stehen. Einiges, wie „unser“ Löwe, bleibt erhalten, aber das Meiste verändert sich...

Mit der Hand am Löwenkopf habe ich mich gefragt, was der Löwe in den letzten 800 Jahren alles gesehen hat, welche Menschen ihn gestreichelt haben, was ihm versprochen wurde? Und ich habe versucht, mir vorzustellen, was er noch alles beobachten wird, dann, wenn ich nicht mehr bin, er aber immer noch an seinem Platz steht...

 

Der Gedanke, dass der Bildhauer mit dem Löwen ein Werk geschaffen hat, das weit über seinen Tod hinaus existiert und an ihn erinnert, hat mich sehr berührt und zum Nachdenken gebracht. Was bleibt von uns, wenn wir gehen? 

Wenn wir einen Ort verlassen, bleibt immer etwas von uns selbst zurück. Unser Körper ist so beschaffen, dass wir ständig Spuren hinterlassen: Wir verlieren rund 40.000 Hautzellen pro Minute, uns gehen rund 100 Haare pro Tag aus (bei mir sind es gefühlt 200 Haare, die immer weißer werden...), unsere Fingerabdrücke zeigen, was wir berührt haben und unsere Schritte, wohin wir gegangen sind.


Aber was passiert, wenn wir das Leben verlassen? Hinterlassen wir dann mehr als unsere körperlichen Überreste?


Ja, das tun wir!

Wir hinterlassen Spuren auf der Welt und in den Erinnerungen anderer Menschen. Wir wissen um unsere eigene Vergänglichkeit und sammeln laufend Beweise dafür, dass wir gelebt haben. Deswegen machen wir u.a. Fotos und posten sie und ritzen unsere Initialen in Bäume oder Klowände. Als Zeichen, dass wir da waren...


Künstler*innen hinterlassen ihre Werke wie Statuen, Bilder, Melodien, Gedichte oder Romane, andere Menschen bleiben wegen ihres Schicksals, ihrer Kochkunst, ihres Humors... im Gedächtnis.

Solange noch jemand Vanillekipferln und Mürbteigkekserln nach Omis Rezept bäckt oder Tante Suses geflügelte Worte „Manchmal schmeckt´s mir, manchmal schmeckt´s mir nicht“ verwendet und sich damit noch an sie erinnert, sind sie noch da!

 

Ich wünsche Euch von Herzen einen erholsamen Sommer, an dem Ihr bewusst solche Spuren hinterlasst, an die man sich später gerne erinnert.

11 Okt., 2021
Meinen letzten Blogeintrag habe ich mit dem Satz beendet: „Genießt jeden Augenblick Eures Lebens und seid offen für Veränderungen, sie könnten Euch positiv überraschen!“. Und heute, am 5. Jahrestag der Gründung meines Unternehmens, schließe ich direkt an diesen Gedanken an...
26 Mai, 2021
Heute Morgen haben unsere Söhne das letzte Mal gemeinsam als Schüler gefrühstückt und sind zusammen in die Schule gefahren, denn jetzt gerade schreibt unser Älterer seine Englisch-Matura und damit geht seine Schulkarriere zu Ende. Sehr erfolgreich, wie ich als stolze Mutter hinzufügen darf!
Weihnachtsstern mit Adventskranz
17 Dez., 2020
Drei Kerzen brennen am Adventskranz, der Heilige Abend nähert sich mit großen Schritten, doch ich bin noch gar nicht in Weihnachtsstimmung. Letztes Jahr um diese Zeit war meine „unbedingt-vor-Weihnachten-zu-erledigen-Liste“ noch lang. Und heuer? Heuer ist alles anders! Das meiste auf meiner Weihnachtsliste ist abgehakt, denn ich habe gerade so viel freie Zeit wie selten zuvor. Aber es fällt mir nicht leicht, diese coronabedingte geschenkte Zeit aus vollen Zügen zu genießen, weil ich gefühlt zu viel davon habe…
Bildersammlung
13 Okt., 2020
In den letzten Monaten hat sich unser Leben extrem verändert. Die Welt ist im Frühjahr plötzlich bedrohlich und klein geworden, im Sommer haben wir die „neue Normalität“ erlebt. Und nun wird es gerade wieder enger. Die derzeitige Lage belastet mich mehr als zu Beginn der Corona-Pandemie. Meine Stimmung schwankt zwischen Zuversicht und Unsicherheit, zwischen „Das wird schon wieder“ und „Nichts geht mehr“, zwischen Bewegungsraum und Stillstand, zwischen Motivation und Resignation.
Grand Canyon mit Regenbogen
12 Apr., 2020
Die Zeiten sind gerade sehr herausfordernd und verrückt, die Welt befindet sich in einer Ausnahmesituation. Vieles verändert sich, manches war zu erwarten, manches passiert plötzlich und die Auswirkungen auf unser Leben sind groß. Die aktuelle Situation hat nicht nur Einfluss auf uns, sondern auch auf unsere Kinder, Eltern und Großeltern, auf unsere Freunde und Kollegen, auf unsere Heimatstadt, unser Heimatland und auf die gesamte Welt. Das macht uns Angst, denn wir können die Veränderungen, die gerade passieren, nicht abschätzen.
Meditieren vor dem Grand Canyon
16 Dez., 2019
Bis Weihnachten sind es nur mehr wenige Tage und es ist gerade so viel los, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Meine „unbedingt-noch-vor-Weihnachten-erledigen-Liste“ ist erschreckend lang und gleichzeitig merke ich, dass ich schon recht müde und erschöpft bin. Das Jahr war herausfordernd, der Herbst dauert schon lange und irgendwie bleibt gefühlt meist „Meins“ liegen … Wer kennt das nicht?
Schieferplatte mit Kreide
28 Juni, 2019
Es ist heiß, die Schule neigt sich dem Ende zu, die lang ersehnten Sommerferien und damit hoffentlich auch ein paar erholsame Urlaubstage stehen vor der Türe. Wir werden die nächste Woche in Bayern verbringen, um die deutsche Seite unserer Familie und alte Freunde wiederzusehen.
31 März, 2019
Die letzten Wochen haben mir wieder gezeigt, dass sich das Leben stetig verändert und nicht aufhalten lässt. Da nun auch unser Jüngerer ein großer Bursche ist, war es an der Zeit, aus seinem bisherigen Kinderzimmer ein cooles Jugendzimmer zu machen. Auf der Suche nach dem Grundriss seines Zimmers bin ich über mein Horoskop gestolpert, das mir im Jahr 2003 eine ehemalige Arbeitskollegin erstellt hat. Barbara Goldstein hatte sich gerade als freie Schriftstellerin selbständig gemacht und erstellte für die Hauptfiguren ihrer historischen Romane Geburtshoroskope, um zu erfahren, wie diese Personen ticken. Ich fand das damals ganz schön verrückt - aber seither ist viel Zeit vergangen... Als ich das Horoskop nun wieder in die Hand nahm, fiel mir ein, dass ich 2003 wenig damit anfangen konnte, weil es sich so gar nicht mit meinem damaligen Leben in Einklang bringen ließ.
11 Dez., 2018
Weihnachten steht vor der Tür und für meine Familie geht ein intensives Jahr mit vielen Höhen und Tiefen zu Ende. Viele liebe Menschen in unserem Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis sind heuer schwer erkrankt oder schon vorausgegangen. Gerade eben habe ich mir gedacht: „Es hört nicht auf!“. Ja, es hört nicht auf! Das Leben ist ein Kommen und Gehen, ein Auf und Ab und Freud und Leid liegen eng nebeneinander.... Der Advent hat seinen Ursprung im lateinischen "adventus" und bedeutet Ankunft/Anwesenheit. Die Adventszeit hat für Christen eine doppelte Bedeutung: Sie bereitet uns sowohl auf die Geburt und Menschwerdung von Jesus - sein 1. Kommen - als auch auf die Wiederkehr von Christus - sein 2. Kommen - am Ende aller Tage vor. Wir dürfen darauf vertrauen, dass Jesus der Anfang und das Ende ist. Dieser Gedanke ist für mich gerade sehr tröstlich und ich verstehe nun, warum die Adventszeit eine Zeit der dankbaren Erinnerung und der freudigen Erwartung ist.
18 Sept., 2018
Heuer war der Umstieg vom Sommer zum Herbst für mich eine echte Herausforderung, denn unser Familienurlaub in Amerika war so eine besondere Zeit, dass es nicht leicht ist, wieder zu Hause anzukommen. Niemals zuvor waren wir Vier so lange ohne Unterbrechung zusammen: Wir haben im selben Zimmer geschlafen, sind tausende Schritte nebeneinander durch Städte und Nationalparks gewandert, haben 5.200 km im Auto zurückgelegt und dabei einzigartige Erinnerungen und haufenweise Fotos gesammelt. Die glückliche Grundstimmung der Reise ist nun Teil unserer Familiengeschichte und wird stets eine Kraftquelle für uns bleiben. Dass wir nun alle wieder unseren eigenen Tätigkeiten nachgehen und wir uns oft erst zum Abendessen wiedersehen, ist der bekannte Alltag, aber noch sehr ungewohnt. Von all den Orten, die wir besucht haben, hat mich Mesa Verde in Colorado am meisten berührt. Um 550 n.Chr. ließen sich dort Indianer, heute Ancestral Pueblo People genannt, nieder. Sie wohnten zunächst in sogenannten Pit Houses, im Boden eingelassenen Lehmhütten, bauten Kürbisse, Mais und Bohnen an, sammelten Früchte und jagten Wildtiere. So konnten sie trotz der kalten Winter und der wiederkehrenden Dürren überleben. Ihre Kultur und ihre Fertigkeiten entwickelten sich weiter, die Sippen wuchsen und sie bauten Steinhäuser und Dörfer.
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